ein Blog rund um Blitzgeräte und Kunstlicht mit vielen Tipps und Anleitungen
In diesem Beitrag soll es um eine spezielle Blitztechnik gehen: Um die Reichweite bzw. Leistung des Blitzgerätes zu erhöhen, kann jenes auch mehrmals hintereinander gezündet werden.
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Um die Lichtausbeute für längere Distanzen zu erhöhen (bzw. die Leitzahl zu vergrößern), kann man den Blitz auch mehrmals hintereinander auslösen.
Jedes Blitzgerät besitzt eine ganz bestimmte Leitzahl, die PS-Angabe sozusagen. Diese Leitzahl ergibt sich immer unter Berücksichtigung von dem an der Kamera verwendeter ISO-Wert und der evtl. Zoom-Stellung des Reflektors. Mein sehr gerne benutzer manueller Yongnuo YN-560 III besitzt zum Beispiel bei einer Reflektor-Zoom-Stellung von „50 mm“ und bei einer Kameraeinstellung von 100 ISO eine Leitzahl von 40 (die konservative Leitzahl ist immer etwas geringer).
Wie Sie die Leitzahl Ihres Blitzgerätes einfach selbst heraus finden können, erfahren Sie übrigens in diesem Artikel meines Blogs.
Worauf möchte ich mit dieser Einleitung hinaus? Nun, mit dieser Leitzahl-Angabe lässt sich ganz einfach herausfinden, welche Blende an der Kamera (bzw. eher am Objektiv) eingestellt werden muss, um ein Objekt in einer ganz bestimmten Entfernung korrekt ausleuchten zu können: Ganz einfaches manuelles Blitzen eben. Doch stößt man in der Praxis oft an Grenzen, wenn es gilt, für eine bestimmte Schärfentiefe das Objektiv abgeblendet zu lassen (z. B. auf Blende 11). Auch haben die meisten Objektive ihre beste Abbildungsleitung bei ca. zwei bis drei Werte abgeblendet: Ein Objektiv mit einer Lichtstärke von 1:2.8 sollte also für die beste Abbildungseigenschaft besser mit z. B. Blende 8 betrieben werden. Und nun kommt’s: blendet man auf 8 ab und nutzt ein Blitzgerät mit Leitzahl 40, kann man bei 100 ISO lediglich ein Objekt ausleuchten, welches sich maximal 5 Meter entfernt befindet. Unter bestimmten Voraussetzungen kann man genau diesem Objekt aber auch mehr Licht zuführen: Man blitzt es einfach mehrmals an!
Natürlich kann dies nur bei ganz bestimmten Prämissen erfolgen:
Blitz-Rezepte: Mit diesem Buch wird Ihnen ein Leitfaden kredenzt, welcher Ihnen an über 150 Beispielen zeigt, wie Sie mit dem simplen Aufsteckblitz einen ordentlichen Boost in puncto Licht- bzw. Bildqualität erlangen können. Auf Amazon können Sie einen Blick in dieses Buch werfen.
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Ich verwende bei Langzeitbelichtungen im Dunkeln immer einen schwarzen Karton, den ich nach jeder einzelnen Blitzauslösung vor das Objektiv halte. Auch bei regulären Langzeitbelichtungen sollte man so einen schwarzer Karton immer dabei haben. Stellen Sie sich vor, sie machen gerade eine Langzeitbelichtung und ein Fahrradfahrer mit Licht fährt ihnen durch das Bild: Er wird einen Lichtschweif hinterlassen. Mit dem Karton können Sie das Objektiv schnell verdunkeln bzw. vor Fremdlicht sicher abschatten.
Ich nutze den Karton aber auch bei Langzeitbelichtungen + Blitz, um eventuelle Straßenlaternen im Hintergrund möglichst dunkel zu halten: Zwischen den Nachladephasen des Blitzgerätes halte ich den Karton vor das Objektiv und erst kurz bevor ich den Blitz wieder auslöse, ziehe ich den Karton kurz vom Objektiv wieder weg. So hat das „Fremdlicht“ sozusagen wenig Zeit, sich auf dem Sensor zu verewigen. Natürlich sollte man darauf achten, bei solchen Bewegungen nicht die Kamera / das Objektiv zu berühren bzw. geringfügig dessen Position zu verändern.
Eine ganz fantastische Möglichkeit im Zusammenhang mit diesem Thema bieten Kameras, welche eine echte Doppel- bzw. Mehrfachbelichtung bieten. Einige analoge Kameras können dies. Bei Digitalkameras sieht dies eher sehr bescheiden aus. Meine Nikon D200 besitzt die echte Doppelbelichtungs / Mehrfachbelichtungsfunktion allerdings.
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Bei einer Mehrfachbelichtung kann der Kameraverschluss (Auslösemechanismus) nach jeder einzelnen Teilbelichtung in einem Sekundenbruchteil wieder geschlossen werden und man verhindert so, dass Fremdlicht auf den Sensor gelangt (dies geht wesentlich schneller und sicherer als mit einem Karton vor der Optik). Hier sollte dann auch immer die schnellst mögliche Blitzsynchronzeit beim Blitzen gewählt werden.
Bei einer echten Mehrfachbelichtung summiert sich die abgegebene Lichtmenge und es werden nach und nach Details sichtbar. So etwas kann niemals nachträglich per z. B. Photoshop aus mehreren gleich dunklen Bildern erreicht werden! Kameras mit unechter Doppelbelichtungsfunktion mixen einfach eine Collage aus Teilbildern zusammen. Dadurch erhält man aber keinen Lichtgewinn!
Dieses Motiv wurde einmal ganz normal mit dem Aufsteckblitz gemacht (links). Im Anschluss wurde bei den selben Einstellungen (Kamera und Blitz) die Funktion „Mehrfachbelichtung“ meiner Nikon Kamera genutzt – und zwar bei dem maximalen Wert von „10“. Es ist zu sehen, wie damit die Reichweite des Blitzgerätes deutlich gesteigert werden konnte bzw. nun Dinge in der Ferne sichtbar geworden sind, die vorher nicht erkennbar waren.
Durch die jeweils nur sehr kurze Blitzsynchronzeit (Belichtungszeit) wird aber nur das aufgezeichnet, welches durch die jeweiligen Blitze ausgeleuchtet wird. (Viel schwächeres) Fremdlicht hat hierbei kaum Chancen.
Noch ein weiteres Beispielbild:
Dieses Bild hatte ich in einem Park bei ziemlicher Dunkelheit aufgenommen. Die Kamera (besitzt leider keine Mehrfachbelichtungsfunktion) stand fest auf einem Stativ. Das Objekt befand sich ca. 15 Meter von mir entfernt. Ich blendete das Objektiv wegen einer gewissen Schärfentiefe auf Blende 8 ab, damit alles von vorne (ca. 7 Meter Entfernung) bis hinten (ca. 20 Meter Entfernung) scharf abgebildet ist.
Ich nutzte für die Aufnahme meinen Yongnuo YN-560 III mit einer Leitzahl von 40 und verwendete an der Kamera eine ISO-Einstellung von 100 (eigentlich nutze ich einen fotografischen Film [analog] mit 100 ISO).
Für das manuelle Blitzen sind nun die fett markierten Variablen relevant (Abstand [15], Blende [8] und Leitzahl [40]):
Denn man rechnet beim manuellen Blitzen hier einfach 40:15=ca. 2,8. Ich nutze hier einfach die erste Formel aus dieser kleinen Formelsammlung.
Um mit Blende 8 bei einer Entfernung von 15 Metern blitzen zu können ist mein Blitzgerät (und jeder andere Systemblitz auf dem Markt) zunächst zu schwach. Ich blitzte daher einfach mehrfach hintereinander und zwar bediente ich mich dieses Mal einfach dieser Formel:
Als Ergebnis erhält man hier: 9.
Da man heutzutage ja nun sicherlich ein „Smartphone“ besitzt, ist das Rechnen bzw. das Speichern einer solchen Formel kein Problem. Doch selbst ich bekomme dies sogar noch im Kopf hin. Es gibt aber auch spezielle Apps für Fotografen.
Hinweis für Leute, die (wie ich) gerne auch analog mit fotografischem Film fotografieren: Je nach Filmsorte, tritt ab ca. 8 Teilbelichtungen ein unschöner Effekt auf: der Intermittenseffekt. Beim Intermittenzeffekt funktioniert die Formel irgendwann nicht mehr, da die Filmempfindlichkeit bei zu vielen Teilbelichtungen langsam abnimmt. Ich würde hier ab 8 Teilbelichtungen zur Sicherheit nochmal doppelt so lange blitzen wie eigentlich errechnet (= eine Blende Lichtgewinn).
Starker, manueller Blitz: Der Yongnuo YN-560 Mark IV ist ein moderner Blitz höherer Leistung (Leitzahl 56 bei ISO 100 / Zoom 105 mm), frei (und sehr fein) regelbarem manuellen Modus im Bereich von 8 Blendenstufen, Zoom-Kopf und bereits integriertem Funkempfänger und -Sender sowie Slave-Zelle zum gewohnt günstigen Preis auf Amazon.
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Den Blitz kann man getrost in der Hand halten! Nahezu alle Blitzgeräte verfügen über einen manuellen Auslöseknopf, um auch ohne Kamera gezündet zu werden. Doch gibt es etwas zu beachten, was die Position des Blitzgerätes in Bezug zum Objektiv anbelangt:
Eine Spezialität bzw. eine Abwandlung der Mehrfachblitz-Methode ist der sogenannte Wanderblitz. Beim Wanderblitz steht auch hier die Kamera auf dem Stativ und es wird eine Langzeitbelichtung praktiziert. Nun bewegt man sich („wandert“) aber mit dem Blitzgerät in der Hand innerhalb des Motives und blitzt hier mehrmals aus verschiedenen Positionen.
Die Wanderblitztechnik wird vorzugsweise in dunklen Räumen ausgeübt, um jene (es können durchaus auch größere sein) mit nur einem einzigen Aufsteckblitz komplett auszuleuchten. Man sollte hierbei selbst aber sehr dunkle Kleidung tragen oder sich besser noch beim Auslösen der Blitze jeweils immer außerhalb des sichtbaren Bereiches der Kamera begeben. Die eleganteste Methode hierbei ist freilich die Verwendung von Funkauslösern, mittels derer man das Blitzgerät bequem aus der Ferne mittels Knopfdruck zünden kann. Das Blitzgerät selbst versteckt man dann vor der Kamera hinter einem Vorsprung im Raum oder dergleichen.
Auch beim Wanderblitz wäre es wesentlich von Vorteil, wenn die Kamera eine echte Mehrfachbelichtung beherrscht. Warum? Denken Sie z. B. an die Fenster einer Kirche. Jene würden durch die Dauerbelichtung hoffnungslos ausfressen.
Nutzt man aber viele Belichtungen hintereinander mit möglichst kurzer Blitzsynchronzeit, ist es leicht möglich, jenes Fremdlicht von außen harmonisch innerhalb des Belichtungsumfanges des Kamera-Sensors abzubilden.
Zusätzlich zum Mehrfachblitzen kann die Reichweite des Blitzgerätes auch durch eine sogenannte Fresnelscheibe / Fresnellinse erhöht werden. Hierbei handelt es sich um eine simple Plastikscheibe mit konzentrisch angeordneten Ringen. Man nimmt hierfür einfach eine sogenannte „Blattlupe“ und setzt diese vor den Blitz. Zum Thema Fresnellinse habe ich einen separaten Artikel geschrieben. Nachteil dieser Methode: Der Leuchtkegel wird hierbei reduziert, wodurch diese Technik nur bei Teleobjektiven gut funktionieren wird. Es sei denn, man möchte das Licht ohnehin punktuell einsetzen.
Artikeldatum: 20.11.2014 / letzte Änderung: 3.12.2018 ▲
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leider noch keine Anmerkungen
Hinweis: Auch, wenn in den Texten alles sehr förmlich gehalten ist: Ich bin durchaus auch ein Freund des Dus und freue mich über Kommentare.