Für das manuelle Blitzen nutze ich auf jeden meiner Blitzgeräte eine sogenannte „Blitztabelle“. Anhand dieser Tabelle kann ich sehr schnell ablesen, welche Blende ich an der Kamera einstellen muss. Man kann sich diese Übersicht recht einfach selbst anfertigen.
Eine Blitztabelle an einem manuell bedienbaren Blitzgerät
Meine Praxis sieht meist so aus: Ich installiere ein Blitzgerät etwas seitlich vom Motiv. Nun schätze* ich den Abstand Blitz-Motiv. Auf jedem meiner Blitzgeräte habe ich eine Tabelle aufgeklebt, welche mir Auskunft darüber gibt, welche Blende ich bei welchem Abstand an der Kamera einstellen muss. Mit Abstand ist wohl gemerkt der Abstand Motiv-Blitz gemeint (nicht der Abstand Kamera-Motiv).
Schauen Sie sich das Bild linkerhand an: Bei diesem Blitz müsste ich, laut Tabelle, bei ISO 100 und zum Beispiel einem Abstand von ca. 3,5 Metern Blende 8 einstellen. Dann würde ich ein korrekt belichtetes Bild erhalten. Die Belichtungszeit ist hierbei übrigens (ich erwähnte dies bereits mehrmals auf meinem Blitzblog) primär nicht relevant.
*Sie müssen den Abstand nicht akribisch ausmessen! Sie können ihn auch grob schätzen. Ich handhabe es einfacher: Ich arbeite gerne mit manuellen Objektiven älterer Bauart: Diese Objektive besitzen noch so eine schöne Meter-Einstellung. Hierbei fokussiere ich einfach auf das Motiv und die Entfernungsskala am Objektiv sagt mir nun, wie weit das (anfokussierte) Motiv entfernt ist. Diesen Wert nutze ich dann einfach, um abzulesen, welcher Blendenwert auf der Tabelle diesem Entfernungswert gegenüber gestellt ist. Ganz einfach. Bei modernen Objektive kann man auch mit einem schmalen Streifen Klebeband selber eine solche Entfernungsskala anbringen, sofern diese keine besitzen (was in Zeiten von Autofokus etwas aus der Mode gekommen ist). Oft gehe ich auch in etwas größeren Schritten zum Motiv: Jeder Schritt entspricht ca. einen Meter. So geht es auch sehr schnell.
Die Kamera konfigurieren
Ich arbeite bei der Technik mit den Blitztabellen stets im manuellen Modus der Kamera (Modus „M“). Alle drei relevanten Parameter werden von Hand eingestellt: Blende (die ich an der Tabelle ablesen kann), ISO (für die die Tabelle gilt und die ich möglichst gering [100″] halte), Belichtungszeit (die man im Normalfall auf ca. 1/100 halten sollte). Die Auto-Modi der Kamera „TV“, „AV“ und „P“ (bei z. B. Canon) bzw. „S“ und „A“ (bei Nikon) sind für das manuelle Blitzen nicht geeignet. Schon gar nicht geeignet sind die sogenannten „Motivprogramme“, welche einfach autonom eine undurchsichtige Kombination aus Blende, Verschlusszeit (d. h. Belichtungszeit) und ISO vornehmen.
Die Blitz-Tabelle individuell selbst anfertigen
Eine individuelle Blitztabelle für zwei parallel gezündete Blitzgeräte.
Zunächst: Sie benötigen die sogenannte Leitzahl Ihres Blitzgerätes. Sie wissen diese nicht? Kein Problem: Lesen Sie zunächst in diesem Artikel, wie sie die Leitzahl in 15 Minuten einfach selbst ermitteln können.
Als nächstes benötigen Sie eine Formel:
Mit dieser Formel und dem Wert der Leitzahl lässt sich nun jede Blende bei einem ganz bestimmten Abstand ausrechnen!
Wie gesagt, habe ich für jedes meiner Blitzgeräte eine entsprechende Tabelle angefertigt. Diese drucke ich auf Adressaufklebern aus und klebe sie auf meine Geräte. Zum Schutz überklebe ich die Tabellen je mit einem breiten Streifen transparenten Klebeband:
Hier sehen Sie die Tabelle für meinen frei manuell einstellbaren Yongnuo-Blitz. Oben auf dem Aufkleber hatte ich noch notiert, dass diese Tabelle nur für die Zoom-Einstellung bei 50 mm gilt. Denn bei einer Änderung des Zooms verändert sich ja auch die punktuelle Helligkeit des abgegebenen Lichtes.
Mit der Leitzahl, die ich weiß, und den entsprechenden (für meinen persönlichen Workflow relevanten) Abständen konnte ich mittels der obigen Formel leicht eine solche Tabelle anfertigen.
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Ein Beispiel zum manuellen Blitzen aus der Praxis
Ich hatte einmal einen Freund in seiner privaten Videothek fotografiert:
Linkerhand (nicht mehr im Bild) hatte ich im Türrahmen meinen 5-in-1-Reflektor gespannt, und zwar, um genau zu sein, dessen diffus-transparenter Innenteil. Dahinter stellte ich zwei Blitzgeräte auf einem Stativ auf. Zwei an der Zahl benötigte ich wegen der nun gesteigerten „Power“, denn ich wollte weit abblenden, um eine möglichst hohe Schärfentiefe zu erhalten.
Für wenig Geld bekommt man bereits ein sehr brauchbares Faltreflektor-Set mit dem Umfang von 110 cm. Den Innenteil (ein Diffusor) nutze ich bevorzugt als kompakte Alternative zu einer Softbox.
Mittels einem einfachen Funkauslöser hatte ich die beiden Blitze entfesselt. Vorher hatte ich ermittelt, welche gemeinsame Leitzahl die zwei zeitgleich gezündete Blitzgeräte besitzen. Dies kann man mit einer Digitalkamera recht einfach messen (siehe hier). Oder aber man benutzt eine weitere Formel (siehe hier), sofern man bereits die „Einzel-Leitzahlen“ kennt.
Kurzum: Meine Kombination aus gleich zwei Leuchten hatte eine doch recht starke Leitzahl von ca. 56 (bei ISO 100). Mein Kumpel sitzt ca. 3 Meter von den Blitzen entfernt. Laut der Formel müsste ich (bei ISO 100) eine Blende von knapp f/16 einstellen. Doch halt! Ich blitze ja noch durch den Diffusor hindurch! Dieser schluckt ca. 1 Blende Licht. Also muss ich dementsprechend das Objektiv noch einen weiteren vollen Blendenwert öffnen: auf f/11.
Fertig. Das war es schon. Natürlich fertigte ich anschließend noch eine Testaufnahme mit der Digitalkamera an und überprüfte die Belichtung mittels dem Histogramm.
Hinweis: Einen solchen Diffusor nutzt man, um das Blitzlicht wesentlich weicher gestalten zu können.
Die Universaltabelle
Sie können sich auch eine universelle Tabelle ausdrucken. Schauen Sie mal auf diese Seite. Etwas weiter unten befindet sich eine Tabelle mit gleich mehreren Leitzahlen. Sie müssen oben nur eingeben, für welche Stärke („Blitzstärke“ in ISO) bzw. für welches Gerät die Werte gelten sollen.
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Ich persönlich fertige die Übersichten lieber für jeden Blitz separat an. Es ist mir sonst einfach zu unübersichtlich.
Ganz neu: Mittlerweile nutze ich eine äußerst praktische App für mein Smartphone. Sie kann nämlich noch etwas anderes in der Berechnung berücksichtigen: nämlich die jeweils eingestellte „Zoom-Position“.
Nützliche Artikel
Auf meinem Blog gibt es viele verwandte Artikel:
Nur ein einziger Blitz - dies ist die Prämisse bei diesem Buch. Der Autor vermittelt Techniken, mittels derer man mit möglichst minimalistischem Setting dennoch zu aussagekräftigen Fotografien gelangt, eben nur mit einem einzigen Blitzgerät.
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Wofür geht’s nicht?
Sie haben eben beim Bildbeispiel gelesen, dass sich die Blitztabelle durchaus auch dann einsetzen lässt, wenn sich z. B. ein Diffusor dazwischen befindet. Man muss dann eben nur leicht korrigieren. Angenommen aber, sie möchten indirekt blitzen. Dann funktioniert die Sache mit der Tabelle nicht mehr. Eine solche Tabelle kann nur beim direkten Blitzen (Blitzkopf zeigt auf Motiv) präzise genutzt werden. Beim indirekten Blitzen nutze ich meinen Blitzbelichtungsmesser oder das Histogramm der Digitalkamera. Theoretisch könnte man auch den Weg vom Licht hin zur (z. B.) Zimmerdecke schätzen und dann den Weg zurück zum Motiv und zusätzlich eine Korrektur von ca. 2 Blenden einrechnen. Doch hier wird es dann zu kompliziert. Dies ist das Metier von TTL-System-Blitzen wie meinen Yongnuo YN565ex (automatische Lichtmessungen während des Blitzens via Kamera). Der Nachteil von TTL-Systemen: Es wird hierbei von der Elektronik immer versucht, eine maximale, globale Ausleuchtung anzustreben. Dies könnte gerade bei entfesselten Blitzen, welche schräg auf das Motiv gerichtet sind, zu einer Überbelichtung führen. Stellen Sie sich vor, sie wollen ein sogenannten „Haarlicht“ installieren: Hierfür wird von schräg hinten eine Leuchte auf das Haupt einer Person gerichtet. Einen solchen Blitz sollte man keinesfalls im TTL-Modus betreiben. Besser ist es, diesen manuell einzustellen bzw. von dessen abgelesenen Tabellen-Wert ca. 3 Blenden abziehen (die Leistung manuell um 3 Blenden reduzieren).
Artikeldatum: 6.06.2015 / letzte Änderung: 13.09.2019 ▲
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Beachte: Die Tabelle (hier für den fast baugleichen YN560 III) gilt für die sogenannte „Konservative Leitzahl“ dieses Gerätes und nur bei ISO 100 und 400 sowie nur bei einer Reflektorstellung von 50 mm.
Sven | am 7. Juni 2015
Hi! Kannst du die Tabelle für den Yongnuo-Blitz YN560 IV etwas größer zeigen? Ich habe den auch.
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