ein Blog rund um Blitzgeräte und Kunstlicht mit vielen Tipps und Anleitungen
Ich möchte eine alte Schreibmaschine bei Ebay verkaufen. Natürlich soll das Produkt schön knackig abgelichtet werden. Damit es aussieht wie aus dem Fotostudio, benötigen wir aber nichts weiter als den aufgesteckten Blitz und eine weiße Reflexionsfläche für ein Super Produktfoto!
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Ich bin derzeit etwas am Aufräumen. Unter anderem habe ich da noch diese schöne Schreibmaschine aus den 1930er Jahren – eine „Continental“. Die Schreibmaschine funktioniert hervorragend und ich möchte sie zu einem möglichst hohen Preis bei Ebay versteigern. Eine wichtige Voraussetzung hierfür sind gute Produktbilder. Wer mein Blitz-Blog etwas studiert hat, weiß, dass ich mich intensiv mit den Blitzlichtern auseinander gesetzt habe und da liegt es natürlich auf der Hand, dass ich auch Produktfotos künstlich ausleuchten werde.
Wie auf dem obigen Foto des Lichtaufbaus gut zu erkennen ist, habe ich dieses „Set“ direkt an einer Zimmerecke aufgebaut. Dies ist kein Zufall: Wir brauchen zunächst eine Blitz-Reflexionsfläche. Wir benötigen zwar nicht unbedingt eine weiße Fläche. Eine weiß gestrichene Zimmerwand aber ist ideal. Würde man gegen eine leicht gelbliche oder mintgrüne Fläche blitzen, müsste man unbedingt den manuellen Weißabgleich der Kamera kalibrieren. Das Licht des Blitzgerätes wird also nicht etwa zum Produkt selbst geschickt, wie es leider viel zu viele Leute machen. Nein, es wird umgelenkt – es wird gebounct, wie es auf Neudeutsch heißt. Das harte Blitzlicht wird also zunächst gegen eine (möglichst weiße) Wand geschickt, trifft dort in einer größeren Fläche auf und wird sofort zu unserem Produkt gelenkt. Der Charakter dieses indirekten Lichtes ist ein wesentlich weicherer als jener, würde man direkt blitzen. Beachten Sie bitte auf dem Foto des Lichtaufbaus den hellen „Lichtfleck“ an der Wand! Ein solches Licht hat ungefähr die selbe Qualität wie eine entsprechend große Softbox – ist aber natürlich wesentlich einfacher zu realisieren. Wir benötigen auch nicht irgendwelche Blitzaufsätze aus dem Fotohandel, von denen fast alle ohnehin überflüssig sind. Statt einer weißen Wand kann man sich natürlich auch eines Aufhell-Klapp-Reflektors bedienen, falls man hat.
Hier ist das Foto meiner Schreibmaschine.
So wird sie sich bei Ebay sicherlich hervorragend verkaufen:
Durch ein Klick auf das Bild lässt es sich noch etwas vergrößern. Das Foto ist doch wirklich schön geworden. Mit einfachsten Mitteln und in kurzer Zeit kann also ein hervorragendes Produktfoto für z. B. Ebay angefertigt werden.
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Neu: Lesen Sie auch meinen Artikel: Saubere Produktfotos aus der Badewanne.
Ich habe als Hintergrund einen schwarzen Stoff gewählt, denn ich finde, dass schwarze Produkte auf schwarzem Hintergrund immer besonders edel zur Geltung kommen. Es ist eine klare Lichtführung ersichtlich (nämlich von links) an welcher sich das Auge orientieren kann und mittels welcher das Bild an visueller Dreidimensionalität gewinnt. Übrigens mache ich viele Produktbilder für dieses Blog auf genau diese Art. Nur nehme ich dann meist die Rücklehne des Sofas mit einem Tuch als Hintergrund. Das geht schneller.
Als Untergrund dienten mir zwei Bierkästen und ein rechteckiges Brett. Es ist darauf zu achten, die Untergrundfläche etwas weiter weg vom Hintergrund zu positionieren, dass jener schön Unscharf wird, wenn man auf den Artikel selbst fokussiert.
Dadurch, dass wir durch das indirekte Blitzen eine ausreichend große Leuchtfläche erzielen konnten, können wir nun problemlos Chrom bzw. Metall ausleuchten. Nichts reißt mehr aus. Keine unschönen Spiegelungen (siehe das Handybild). Das weiche Licht schmeichelt der Oberfläche: Kleine Risse und Kratzer kommen wesentlich dezenter zur Geltung. Dies ist sehr wichtig, wenn man etwas verkaufen möchte!
Interessieren Sie sich für absolut gleichmäßig ausgeleuchtete High-Key-Fotografien? Dann schauen Sie auch einmal in diesen Artikel an!
Man muss durch hartes Licht keine Kratzer betonen. Auch dieses Bild kann man sich per Klick darauf in einer größeren Version betrachten.
Beachten Sie das Licht auf den Typen bzw. auf den Typenhebeln! Es ist ein wunderbarer Verlauf zu sehen. Das Licht hat Charakter! Es besitzt eine Richtung und ist dennoch weich. Was wäre in einem Lichtzelt bzw. in einer Styropor-Box passiert? Alles wäre gleich ausgeleuchtet gewesen. Etwas langweilig.
Mit solchen Fotos kann man bei Ebay natürlich viel höhere Erlöse erzielen als mit grässlichen Fotos, die mit dem direkten Blitz gemacht worden sind und völlig leblos wirken. Das ist klar. Und wir benötigen für solche Bilder einfach nur das, was man als Fotofreund ohnehin im Haus haben sollte: Eine Kamera mit Blitzgerät, ein Tuch als Hintergrund und eine weiße Fläche daneben.
Eine alte Großformat-Kamera: Ein weiteres Beispielbild mit genau dieser Technik. Hätten Sie gedacht, dass dieses Bild einfach nur mit dem Aufsteckblitz gemacht worden ist? Zu sehen ist eine alte 9×12-Kamera („Voigtländer Avus“), mit der ich gerne Portraits anfertige. Zum Zünden des Blitzes nutze ich an dieser Kamera übrigens den RF-602-Funkauslöser (im Bild zu sehen). Sie können sich dieses Beispielbild durch einen Klick auch noch in größerer Auflösung anzeigen lassen. Wenn Sie mal ein Foto sehen möchten, welches ich mit dieser Kamera aufgenommen habe, schauen Sie hier mal rein.
Hinweis: Statt des Blitzgerätes kann man natürlich auch eine Schreibtischlampe gegen die Wand richten (den manuellen Weißabgleich nicht vergessen). Dann wird man allerdings sicherlich ein Stativ nutzen müssen, damit nichts verwackelt. Ferner darf hierbei der Raum nicht durch anderes Licht dominiert werden und Sie werden mit einem recht hohen ISO-Wert an der Kamera arbeiten müssen. Eine andere Option wäre ein Baustrahler. Da auch dieser ein sehr warmes Licht abgibt (im doppeldeutigen Sinn), muss der Weißabgleich der Kamera auf „Glühbirne“ stehen.
Auch das Licht des internen Blitzes lässt sich weicher machen bzw. umlenken.
Und wenn sich der Kopf des Blitzgerätes nicht drehen lässt? Dann nimmt man einen kleinen Spiegel und richtet ihn so vor dem Blitz aus, dass dessen Licht schräg zur Wand fällt. So kann man auch mit dem in der Kamera eingebautem Blitz „bouncen“ – Dann aber ebenfalls bei hohen ISO-Werten, denn der eingebaute Blitz ist naturgemäß recht schwach.
Wäre übrigens der rechte Teil der Schreibmaschine zu dunkel geraten, dann hätte man sich einfach damit helfen können, indem man eine zweite weiße Fläche (außerhalb des Bildbereiches) daneben stellt. Dies bewirkt eine leichte Aufhellung der Schatten, ohne dass der Charakter des Hauptlichtes zerstört werden würde. Der Trick mit dem indirekten Blitzen funktioniert natürlich auch bei Personen: Ein super Portrait mit nur einem Blitzgerät.
in solches Fotozelt zum auseinander klappen kostet so viel wie ein Kinobesuch und lässt Tabletop- bzw. Produktaufnahmen gänzlich mit Licht "fluten".
Eine Sache zum Blitzgerät selbst: Wie bereits erwähnt, sollte bei jenem der Kopf (hin zur Wand) gedreht werden können. Alternativ könnte man den Blitz entfesselt einsetzen, wenn man denn einen Funkauslöser oder ein Blitzkabel hat. Es wäre schön, wenn der Blitz noch folgendes besitzt: Einen Zoomreflektor. Warum? Betrachten wir uns noch einmal den Lichtfleck im Foto des Set-Aufbaus. Dieser muss eine bestimmte Größe haben: Ist er zu klein, dann ist das Licht zu hart. Ist er aber zu groß, dann wird zu viel Licht in den Raum gestreut! So etwas ist ungünstig, denn wir möchten ja eine bestimmte Lichtrichtung und kein eher langweiliges Rundumlicht. Machen wir unser Produktfoto in einem großen Raum mit ansonsten dunklen Wänden, werden wir hier mit gestreutem Licht nicht allzu große Probleme haben. In einem kleinen weißen Raum aber durchaus. Bei meiner Schreibmaschine für Ebay habe ich darum den Zoom-Reflektor meines Blitzes benutzt, um den Kegel des Lichtes so einzuengen, dass er nicht zu großflächig auf der Wand auftritt. Hierzu stellte ich den Zoom am Blitzgerät auf 85 mm. Alternativ hätte ich mit dem Blitz bzw. mit der Kamera und dem Produkt (-Tisch) näher an die weiße Fläche rücken können. Hintergrund ist jener, dass das Licht in seiner Intensität im Bezug zur Entfernung zum Quadrat hin abnimmt. Oder anders: Befindet sich das Produkt selbst sehr nah an der Reflexionsfläche (im Prinzip unsere Leuchtquelle), dann wird es mit einer bestimmten Lichtstärke beleuchtet. Einen Meter daneben aber hat die Intensität des Lichtes bereits stark abgenommen. Man läuft hierbei also nicht Gefahr, dass durch dieses nunmehr schwache Licht – durch Reflexion an anderen Zimmerwänden – zu viel vom Produkt aufgehellt wird.
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Vermisst man hingegen eine entsprechende Aufhellung auf der anderen Seite, kann man sich mit dem Aufnahmetisch etwas weiter von der Wand bzw. Reflexionsfläche entfernen, kann den Zoom des Blitzgerätes auf einen geringeren mm-Wert stellen (= größere Lichtfläche und mehr Streuung im Raum) und / oder kann eben einen Aufheller (einen zweiten Reflektor) daneben stellen.
Bei dem Detailfoto meiner Schreibmaschine hatte ich nicht ganz aufgepasst: Man kann mich vage in meinem hellblauen T-Shirt im Lack erkennen: es gibt eine Spiegelung. Es empfiehlt sich hierfür z. B. sich völlig schwarz zu kleiden. Am besten aber, man löst die Kamera auf einem Stativ entfernt aus und achtet darauf, dass der Bereich hinter der Kamera eher dunkel ist.
Aber dadurch, dass unser Licht ja nun schräg von der Seite kommt (von der Wand) und nicht von vorn (direkt vom Blitz) haben wir bereits dafür gesorgt, dass sich das Blitzlicht selbst nicht im Artikel spiegelt. Dies ist nämlich bei den vielen entsprechenden Bildern, die man so bei Ebay zu sehen bekommt, all zu oft der Fall, äußerst unansehnlich und einer visuellen Artikelbeschreibung alles andere als zuträglich.
Übrigens: Lesen Sie in diesem Artikel, wie Sie mittels Polfilter Herr über Spiegelungen beim Blitzen werden können.
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Dies ist ein sehr günstiger Einsteigerblitz für alle Kameras mit Standard-Hotshoe. Warum so günstig? Weil er keine TTL-Automatik beherrscht. Stattdessen regeln Sie die Lichtmenge manuell wie bei einem Studioblitz (und haben somit die volle Kontrolle über das Licht). Insbesondere für das Entfesseln ergibt dies Sinn.
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Zum besseren Demonstrieren der Praxis möchte ich noch ein paar weitere Fotos als Beispiele zeigen, die ich in der letzten Zeit für einige Ebay-Auktionen angefertigt hatte (außer meinem Blitzkoffer natürlich :D). Allesamt sind sie mit dem auf der Kamera aufgesteckten Blitz entstanden, welcher direkt an eine nebenstehende weiße Wand gerichtet war.
Sie sehen: Mittels einem völlig simplen Lichtaufbaus bzw. mittels einem auf der Kamera direkt aufgesteckten Blitzes lassen sich bereits hervorragende Produktfotos machen! Ich habe mit solchen Fotos bei Ebay immer sehr gute Erlöse erzielen können. Es bedarf hierfür übrigens auch keiner sonderlich teuren Kamera. Der Fotoapparat sollte bestenfalls völlig manuell zu bedienen sein. Ich habe die Bilder alle mit einer alten Canon Powershot G3 gemacht. Die Kamera ist über 10 Jahre alt. Dies reicht völlig aus – Hauptsache, der Fotoapparat hat einen Blitzanschluss. Das Licht macht’s!
Artikeldatum: 27.10.2013 / letzte Änderung: 30.11.2019 ▲
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Rolf | am 11. Mai 2015
Nagut.
Tom | am 9. Mai 2015
Klar, der Text hat natürlich eine primäre Funktion beim Verkauf. Auf meinem Blog geht es ja nur um das Bildermachen / um Technik. Daher bin ich darauf nicht weiter eingegangen bzw. habe gar nicht an den Wortteil einer Aukion gedacht.
Ich selbst kaufe sehr viel Kamerazeug per Ebay, insbesondere alte analoge Kameras. Bei denen gibt es immmer die gleichen Schwachstellen (Verschlusszeiten, Planlage, Lichtdichtigkeit, verölte Blenden usw.). Ich biete viel höher, wenn diese Dinge in der Artikelbeschriebung angesprochen werden bzw. wenn ich sicher gehen kann, dass der Verkäufer weiß, wovon er spricht / schreibt. Ein „Artikel ok“ reicht da nicht.
Rolf | am 8. Mai 2015
ISO einhundert hätte mich auch gewundert. Einverstanden bin ich dennoch nicht. Sie unterschlagen völlig den Bedeutung des Textes. Sie sind wohl visuell fixiert. Ich argumentiere vom Text ausgehend, Sie vom Bild. Artikel verkaufen sich nicht ausschließlich über das Bild. Sie manipulieren den geneigten Leser!
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