Exkurs: Tabletop Produktfotografie ganz simpel mit nur einem Aufsteckblitz
In diesem Exkurs demonstriere ich, wie man mit sehr einfachen Mitteln Shop-taugliche (kleinere) Produktfotografieren mit nur einem einzigen Aufsteckblitz anfertigt. Genutzt wird hierbei eine kleine Hohlkehle und die Technik des indirekten Blitzens.

Für eine Produktfotografie wie diese benötigt man keine aufwendige Technik: Ein Aufsteckblitz, ein weiß gestrichener Raum, eine weiße Kunststoffrolle und eine günstige (einfache) Digitalkamera im jedoch manuellen Modus reichen aus.
Ich betreibe neben dieser noch eine Reihe weiterer Internetseiten und ich lege dabei großen Wert auf ›ordentliche‹ Produktfotografien bzw. Abbildungen. Ziemlich schnell bin ich darauf gekommen, dass man für diese kleinen Dinge keinesfalls Lichtformer wie eine Softbox bzw. Studioleuchten benötigt. Ein günstiger Aufsteckblitz mit drehbarem Kopf reicht aus. Das ganze findet dann auf einem kleinen Tisch (Englisch: table) statt – daher der Begriff »Tabletop-Fotografie«.
Nahezu alle Abbildungen von Objekten bzw. Geräten auf dieser Website hatte ich auf eine solche, wirklich simple Art abgelichtet:

- Die Kamera befindet sich auf einem Stativ (optional).
- Ein manueller Blitz (dies geht auch mit einem günstigen UniversalblitzWerbung) wird direkt aufgesteckt. Funkauslöser und dergleichen sind nicht nötig.
- Der Blitzkopf jedoch ist auf eine weiße Zimmerdecke oder Wand gerichtet (siehe auch → Indirektes Blitzen).
- Das Objekt selbst befindet sich auf einem Tisch innerhalb einer Hohlkehle – im einfachsten Fall ein Din-A4-Papierblatt.
Und so schaut dann mein Ergebnis aus:

Durch das Ändern des Beleuchtungswinkels (Neigen des Blitzkopfes) bzw. durch ein Verändern der Rundung der provisorischen Hohlkehle hätte man hier sicherlich noch den grauen Verlauf x oben wegbekommen. Die Objekte selbst jedoch sind bereits so schon hervorragend ausgeleuchtet – mit sehr einfachen Mitteln. Das ging schnell.
x Manchmal ist solch ein leichter Hintergrundverlauf sogar dienlich bzw. bewirkt eine etwas „plastische“ Darstellung des Hintergrundes.
Tabletop mit Hohlkehle
Mit handelsüblichem Druckerpapier kann man bei der Tabletop-Fotografie zwar als Hohlkehle arbeiten. Dies funktioniert aber nur bei wirklich kleinen Objekten. Und bei sehr kleinen Motiven (Makro-Bereich) wird dann die Maserung des Papiers sichtbar. Ich hatte mir daher vor einigen Jahren einfach eine weiße Kunststoff-Rolle zugelegt:

Aus diesem PVC-Hintergrund kann man sich sehr einfach eine genügend große Hohlkehle für eine breite Masse an Produkten formen. Diese Rolle hatte sich bei mir schnell bezahlt gemacht.
Und so schaut das Bildergebnis aus:

Bei dieser Produktfotografie ist dann auch eine Schattierung im Hintergrund (fast) nicht mehr sichtbar. Sie meinen, hier wurde aufwendig im Fotostudio mit Softboxen und dergleichen beleuchtet? Überhaupt nicht. Meinen Aufbau sehen Sie ja auf der Abbildung etwas weiter oben. Es wurde bei dieser Tabletop-Produktfotografie auch keine besondere Bildbearbeitung betrieben – häufig kommen die Fotos bei dieser einfachen Technik bereits so schon aus der Kamera.

Auch hier wurde einfach nur indirekt zur weißen Zimmerdecke geblitzt. Der weiße Kunststoff der Hohlkehle hellt dann alle Schattenpartien automatisch auf. Und was soll das für ein schwarzer Karton auf der linken Seite bei meinem Aufbau sein? Damit kann man bestimmte Bereiche abschatten (optional), damit diese etwas dunkler gehalten- bzw. betont werden (siehe auch → Aufhellen und Abschatten). Kleine Eingriffe sind hier also möglich, obwohl nur eine einzige Lichtquelle zur Verfügung steht.

Meine Hohlkehle (bzw. die Kunststoffbahn) misst ca. 60 cm x 130 cm. Gerollt lässt sie sich gut verstauen. Sie ist auf einer Seite matt und auf der anderen spiegelnd. Ich nutze aber stets die matte Seite.
Selens PVC Hintergrund Fotografie 60x130cm Weiß Hintergründe Fotohintergrund Weiss Wasserdicht Matte Glatte Background für Fotostudio Produkt Portrait Haustier Backdrop Doppelseitiger
Dies ist eine Tisch-Hohlkehle bzw. ein stabiler, Kratzer-unempfindlicher weißer Kunststoff, welcher platzsparend gerollt aufbewahrt werden kann. Für Produkte bis zu einer Größe wie ein 11er Kasten Bier ist die Hohlkehle sehr gut geeignet.

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Außerdem habe ich mir flache Gewichte besorgt (die schwarzen (Metall-) Platten auf der oberen Abbildung). Denn so eine rollbare Hohlkehle aus festem Kunststoff ist recht störrisch. Dies wird man schnell merken und man muss sich eine gute Haltevorrichtung für den Aufbau überlegen.
Auf dem oberen Foto ist zudem eine graue, kleine Gummimatte zu sehen: Durch die Gummimatte rutscht die Hohlkehle kaum noch auf der Tischplatte weg. Bereits eines der Gewichte reicht dann zur Fixierung (darunter die Gummimatte). Ich wölbe die dicke, weiße Kunststoff-Folie häufig so, dass deren anderes Ende erhöht auf einem Fensterbrett aufliegt, unter welchem der Tisch steht. Hier kommt dann das zweite Gewicht zum Einsatz. Natürlich kann man diese PVC-Rolle oben auch einfach an einer Wand mittels Nägeln oder Klebeband fixieren.
Alternativen
Ich hatte übrigens mit verschiedenen, sehr günstigen Alternativen zur gekauften Hohlkehle aus Kunststoff experimentiert. Eine große weiße Kartonbahn eignet sich natürlich hierzu. Aber eine solche gibt es nicht im regulären Handel und sie zerknittert schnell und man kann sie kaum reinigen. Schnell wird man eine neue benötigen.
Dann besorgte ich mir ein weißes Rollo. Ich dachte, für den provisorischen bzw. seltenen Einsatz hänge ich dieses an die Wand und forme unten auf dem Tisch oder Teppich die Hohlkehle. Das Rolle war aber nicht blickdicht und der Untergrund schien hindurch. Ein anderes wiederum war dann dicht – aber gummiert: Dunkle Abdruckstreifen ließen sich nicht mehr entfernen.
Zum Aufbau wurde nun alles besprochen. Es ist ja nicht viel. Kommen wir auf die Kameratechnik für eine solche einfache Tabletop-Fotografie zu sprechen:
Die Aufnahmetechnik
Einige Worte sollen auch zur Aufnahmetechnik verloren werden. Doch keine Angst – Es sind nur wenige und es gibt hier auch kein Fachchinesisch. Allerdings sollte man die Grundlagen der Fotografie bereits beherrschen bzw. die Grundeinstellungen der eigenen Kamera bedienen können.
Kamera
Ich nutze eine stinknormale digitale Spiegelreflexkamera. Die Kamera muss sich aber im manuellen Modus bedienen lassen.
Stellen Sie dann manuell an Ihrer Kamera eine Empfindlichkeit (ISO-Wert) von z. B. ISO 200 ein. Gewiss muss dieser Wert nicht noch weiter erhöht werden, denn die Objekte sind klein, die Lichtquelle ist nah positioniert.
Als Belichtungszeit wählen Sie im Zweifel eine recht schnelle Belichtungszeit von min. 1/125 Sekunde, besser die für die jeweilige Kamera gültige »Blitz-Synchronzeit«.
Was ist die Blitz-Synchronzeit?
Die Blitzsynchronzeit ist die schnellste Belichtungszeit der Kamera, bei welcher sie das ultrakurze Licht des Blitzgerätes noch gescheit einfangen kann. Im Zweifel sollte diese eingestellt werden – aber keine kürzere (schnellere). Man findet diesen Wert in der Bedienungsanleitung der eigenen Kamera und zwar meist in der Tabelle der technischen Daten unter ›Verschluss‹:

Die meisten modernen Kameras besitzen eine Synchronzeit von ca. 1/200 Sekunde. Bei der 1/125 Sekunde kann man im Zweifel nichts falsch machen.
Als Blende wählen Sie zunächst Blende 8. Sollte das Foto dann zu dunkel sein, müssten Sie entweder die Blende öffnen oder den ISO-Wert erhöhen (oder beides). Zu diesem Thema existiert auch ein ganzer Beitrag → Manuelles Blitzen.
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Objektiv
Als Objektiv nutze ich am liebsten eine „Normalbrennweite“ bzw. eine entsprechende Einstellung bei einem Zoomobjektiv. Eine Brennweite ab ca. 50 mm ist für die Tabletop-Produktfotografie empfehlenswert, gerne noch etwas mehr. Aber dies hängt auch vom Platz ab bzw. von der Größe der Objekte.
Warum kein Weitwinkel? Weil man dann relativ dicht an das Motiv heran gehen muss und ein so winziger Abstand zu diesem verursacht oft unschöne Verzerrungen bzw. erzeugt unlogische Proportionen bei der Abbildung.
Bei besonders kleinen Objekten (z. B. das Ziffernblatt einer Uhr) ergibt sich vermutlich auch bei einer längeren Brennweite ein sehr geringer Abstand zwischen Objektiv und Motiv. Viele Objektive können dann nicht mehr korrekt scharf gestellt werden. Hier benötigt man dann einen für den Objektivanschluss (bzw. für die Kamera) kompatiblen Zwischenring. Ideal wäre hier allerdings ein richtiges Makro-Objektiv.
Stativ
Wer eine Serie von Objekten gleichartig fotografieren möchte, sollte ein Stativ nutzen. Man wechselt dann nur das jeweilige Motiv (Produkt) aus und drückt auf den Auslöser. Das kann ziemlich schnell gehen und in Windeseile kann man so sehr viele Objektive ablichten. Das macht sogar Spaß. Am Licht und an der Perspektive ändert sich hierbei ja nichts. Auch den Fokus muss man häufig nicht jedes Mal neu einrichten (falls man einen manuellen Fokus bevorzugt).
Wenn ich allerdings mal eben ein kleines Objekt für z. B. eine meiner Websites ablichten möchte, baue ich nicht extra das Stativ auf. Dank dem Blitz bzw. der kurzen Blitzsynchronzeit (s. o.) kann man hierbei ja auch in dunklen Räumen aus der Hand fotografieren. Apropos:
Das Blitzgerät
Für derlei Produktfotografien im Heimstudio bzw. auf dem Tisch (»Tabletop«) benötigt man keinen teuren Systemblitz mit allerlei Automatiken. Denn hier läuft nichts weg, hier gibt es auch kein Gegenlicht, bei meinem simplen Aufbau muss man auch nichts mit Funk auslösen: Ein einfacher, manueller UniversalblitzWerbung ist hier völlig ausreichend.
Allerdings muss sich der Blitzkopf drehen- bzw. schwenken lassen. Das Blitzgerät wird einfach auf die Kamera gesteckt (der Kopf zur weißen Zimmerdecke gerichtet) und zunächst bei voller Leistung (1/1) betrieben. Sind die Bilder zu hell, kann man die Leistung reduzieren. Sind sie zu dunkel, muss man an der Kamera (s. o.) den ISO-Wert erhöhen und / oder die Blende weiter öffnen.
Tipps aus der Praxis
Seit vielen Jahren fotografiere ich kleinere Objekte in meinem Zimmerchen auf diese minimalistische Art, wie ich sie hier vorstelle. Meistens funktioniert dies ziemlich gut. Es gibt aber auch einige Dinge, die ich für beachtenswert halte:
Spiegelungen
Bei der hier vorgestellten Technik kommt das Licht von oben. Befindet sich am Motiv eine schräge Fläche nach unten und ist die Kamera hierbei auch angewinkelt, wird sich die Lichtquelle in der entsprechenden Motivstelle spiegeln.
Dieses Problem würde es auch geben, wenn man Softboxen seitlich aufstellt (dann bei seitlichen Schrägen am Motiv). Hier hilft immer nur ein leicht veränderter Winkel der Lichtquelle (oder ein Ändern der Aufnahmeperspektive). Solche Spiegelungen sind ein generelles Problem innerhalb der Produktfotografie.
Ich verändere bei Spiegelungen also den Winkel des schwenkbaren Blitz-Reflektors (Blitz-Kopf) bzw. richte diesen auf eine etwas andere Stelle der Zimmerdecke. Wird durch ein solches Verändern der Lichtposition die gewünschte Motivbeleuchtung negativ beeinträchtigt, muss man leider zwei Aufnahmen bei je unterschiedlichem Lichteinfall vornehmen und später am Computer eine entsprechende Bildmontage mittels Maskierungen vornehmen.
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Frontansicht zu dunkel
Das Licht kommt bei der hier vorgestellten Technik von oben. Es trifft dann auf das Weiß der Hohlkehle bzw. auf die helle Unterlage. Dort wird es reflektiert und hellt häufig alle Motivbereiche genügend auf.
Manchmal jedoch ist hierbei die Frontansicht eines Objektes zu dunkel (weil das Licht ja hauptsächlich von oben kommt). Hier hilft eine weißer Karton, den man etwas angewinkelt so vor das Motiv positioniert, dass er noch nicht im Bild ist. Er sorgt dafür, dass ein guter Teil des Lichtes, welches von oben kommt, direkt nach vorne reflektiert wird:

Achten Sie auf die Spiegelung des weißen Aufhellers im Objektiv dieser alten Kamera. Hier ist der zusätzliche Aufheller im Glas als Reflexion zu sehen. Normalerweise möchte man so etwas vermeiden. Bei Glasflächen ist dies jedoch häufig nicht nötig, ja sogar dienlich, da Glasflächen ansonsten „leblos dunkel“ erscheinen würden.
Ich nutzte zum Aufhellen einfach einen solchen KlappreflektorWerbung. Genau für so etwas sind diese Dinger ideal und gut positionierbar. Man kann bei diesen kleinen Objekten aber auch einfach einen weißen Karton nutzen. Ohne frontal eingesetzten Reflektor wäre die Frontansicht der Kamera viel zu dunkel geraten und ohne Detailzeichnung – Da ja das Licht von oben kam.
Weitere Beispielfotos mit dieser simplen Technik
Abschließend möchte ich noch einige Beispielfotos zeigen, welche ich per Tabletop bzw. nur mit dem Aufsteckblitz angefertigt hatte – wie hier im Beitrag demonstriert:
Sie dachten, für solche Fotografien benötigt man ein Fotostudio, Softboxen, Lichtstative, Funkauslöser, eine Fotografenausbildung, eine teure Kamera? Ganz und gar nicht. Ich hatte alle diese Bilder auf meinem Schreibtisch fotografiert und mit einem einfachen, manuell bedienbaren Blitzgerät direkt auf meiner Kamera.
Die Voraussetzung ist zunächst nur ein relativ kleiner Raum mit weiß gestrichenen Wänden. Außerdem sollte man in eine weiße KunststoffrolleWerbung investieren, die man ordentlich fixieren kann.
Zudem benötigt man natürlich noch ein einfaches Blitzgerät auf der Kamera. Ein rein manuell bedienbarer, günstiger UniversalblitzWerbung mit drehbarem Kopf ist völlig ausreichend. Ich nutze zudem stets ein Stativ (insbesondere bei Motiv-Serien). Aber darauf kann zunächst verzichtet werden, da man ja eh bei sehr schnellen Belichtungszeiten blitzt.