Lichtformer: Blitzschirm, Softbox & Co.
Die meisten Fotografen nutzen den Aufsteckblitz »nackt« d. h. ohne einen Lichtformer davor. Hierfür ist er zunächst auch gedacht. Man kann so einen Systemblitz aber auch ähnlich wie einen Studioblitz einsetzen. Hierfür bieten sich Schirme oder Softboxen an.
Sicherlich kennen Sie die Bilder, welche Berufsfotografen im Studio während dem Anfertigen von Modestrecken, Produktfotografien oder Ähnlichem zeigen. Vor den Modellen und Motiven befinden sich recht imposante Einmannzelte ich meine Lichtformer – also Softboxen. Was machen diese Dinger?
Im Beitrag über den beliebten Aufsteck-Diffusor für das Blitzgerät hatte ich ja bereits beschrieben, dass dieser per se kein weicheres Licht liefern kann. Aber so ein Lichtformer kann dies durchaus.
Denken Sie hierbei auch kurz an das Licht in der Natur: Bei grellem Sonnenschein sieht man jeden Pickel, schwarze Schatten legen sich um die Nasen, unter Bäumen ist alles schwarz. Schieben sich Wolken vor die Sonne, wird ihre Leuchtfläche enorm vergrößert: Plötzlich ist alles viel weicher und gleichmäßiger ausgeleuchtet.
Ein typischer Studioblitz mit dem sicherlich auch prominentesten Lichtformer – der Softbox. Sie ist nach hinten geschlossen und verhindert somit, dass Licht zu den Seiten, nach oben, unten und nach hinten austreten kann. Stattdessen wird dieses (durch eine innere silberne Beschichtung) konsequent nach vorne gelenkt und lässt somit eine ziemlich große Leuchtfläche hell erstrahlen.
Es gibt auch Mini-Softboxen für das Blitzgerät. Diese winzigen Lichtformer sind jedoch nur für sehr nahe Aufnahmen sinnvoll bzw. für eher kleine Objekte. Für beispielsweise ein Halbporträt ist die Leuchtfläche noch viel zu klein.
Anstatt eines behäbigen (aber starken) Studioblitzes kann man genau so gut x einen (oder mehrere) simple Aufsteckblitze hinter der Softbox fixieren. Hierzu bietet der Handel solche Halterungen an:
Unten befindet sich ein tatsächlich solider Anschluss für ein Lampenstativ. Innerhalb der Zange lassen sich bis zu zwei Standard-Systemblitzgeräte sicher fixieren. Und vorne gibt es ein Bajonett – hier das s. g. Bowens-Bajonett, für welches es diverse günstige Lichtformer gibt.
x Ein Studioblitz bietet allerdings den Vorteil eines kontinuierlich leuchtenden Einstelllichtes.
Ich nutze daran einfach einen simplen Blitzschirm:
Denn unten bei dieser Halterung befindet sich hierfür eine entsprechende Öffnung nebst Fixierung. Es gibt hierfür auch günstigere Varianten ohne Bajonett, falls man lediglich einen Schirm verwenden möchte – so wie ich.
Ich persönlich mag diese Blitzschirme sehr: Im Gegensatz zu einer Softbox sind sie nämlich sehr portabel und können jederzeit schnell aufgebaut- bzw. wieder zusammen gefaltet werden. Allerdings streuen x sie das Licht mehr (da sie ja nicht geschlossen sind). Bei sehr kleinen Räumen erhält man hierbei ggf. unerwünschte Aufhellungen durch vagabundierendes Licht. Durch die Streuung geht dann auch ein kleiner Teil des Lichtes verloren. Und daher sind gerade hier starke Systemblitzgeräte (bzw. mehrere davon) empfehlenswert.
x Auch Softboxen streuen Licht. Damit diese noch „zielgerichteter“ fungieren, können sie mit einem sogenannten »Wabengitter« ausgestattet werden. Hierbei verhindert man, dass in engen, weiß gestrichenen Räumen Schatten ungünstig aufgehellt werden bzw. dass charismatische Typen darin genügend prägnant zur Geltung kommen. So etwas geht bei Schirmen leider nicht so gut.
Was die Blitzschirme anbelangt – Es gibt hierbei zwei Möglichkeiten, sie zu benutzen:
- Entweder man blitzt direkt durch einen solchen Schirm.
Dies wäre dann das Prinzip einer (nicht geschlossenen) Softbox.
- Oder man nutzt den Schirm als Reflektor und blitzt dagegen.
Hierzu muss der Schirm eine nach innen reflektierende Oberfläche besitzen.
Ich persönlich bevorzuge die zweite Variante – Ich nutze den Schirm als Reflektor:
Mein Schirm besitzt hierfür einfach einen entsprechenden Überzug.
Diese Variante hat nämlich den Vorteil, dass die Lichtquelle noch weiter erhöht positioniert werden kann und sich dabei das Blitzgerät noch ohne Leiter bedienen lässt. Insbesondere für Porträts ist ein etwas erhöhtes (und seitliches) Licht oft besser geeignet als eines, welches auf Höhe der Kamera positioniert ist. Wir kennen dies auch aus der Natur bzw. von unseren Sehgewohnheiten: Die Sonne befindet sich oben – selten neben einem. Denken Sie hierbei auch an Brillenträger: Wenn die Lichtquelle etwas höher steht, gibt es keine Spiegelungen. Außerdem ist dieser Aufbau bei engen Räumlichkeiten vorteilhaft: Man hat die Lichtquelle als Fotograf hinter- und nicht neben sich.
Dieser besonders große Blitzschirm besitzt eine wechselbare Oberfläche: Entweder nutzen Sie ihn als Durchlichtschirm oder als Reflexionsschirm. In beiden Fällen erhalten Sie ein wesentlich weicheres Licht mit nur einem Kompaktblitz.
Zudem streuen Schirme als Reflektoren das Licht weniger im Raum als solche, durch die man direkt hindurch blitzt. Denn es gibt hierbei ja nur eine Lichtrichtung (nach hinten weg) und nicht zwei (nach vorne und auch etwas nach hinten). Was den Lichtverlust anbelangt: Er ist bei beiden Varianten ungefähr gleich.
Wenn man Farbfilter bzw. Korrekturfilter benutzt, kann man diese auch nur teilweise vor den Reflektor des Blitzgerätes schieben, um die Intensität zu steuern. Beim Reflexschirm kein Problem. Beim Durchlichtschirm hingegen wäre die eine Hälfte dann weiß, die andere farbig.
Zum Fixieren von Lichtformern nebst dem Blitzgerät und zum schnellen Umstellen kommt man um solche Leuchtenstative nicht umhin. Diese sind recht günstig in verschiedenen Qualitäten im Handel erhältlich. Ich nutze relativ einfache, da Aufsteckblitzgeräte ja nicht schwer sind und meine Schirme ebenso nicht.
Um einen Blitzschirm und einen Aufsteckblitz auf einem Stativ zu fixieren, reicht bereits so ein kleiner Kugelkopf mit Schirm-Halterung.
Diese kleinen Halterungen sind allerdings recht wackelige Angelegenheiten: Für einen dauerhaften Betrieb empfiehlt sich eine solidere Lösung.
Beachten Sie bei dieser Abbildung auch den Aufsteckdiffusor. Warum nutze ich auf meinem Blitzgerät den Diffusor, wo ich doch oben schrieb, dass er das Licht per se nicht weicher macht?
Weil er den Lichtkegel vergrößert. Und da der Abstand zwischen Leuchtfläche und Schirm (bzw. Softbox-Vorderseite) sehr gering ist, muss ein solcher meistens aufgesetzt sein, um auch diese gesamte Fläche bei diesem kurzen Abstand ausleuchten zu können.
Der Lichtkegel sollte also gerade so die Fläche ausleuchten, nicht aber darüber hinaus reichen. Falls vorhanden: Den „Blitz-Zoom“ sollte man manuell auf den kleinsten Wert stellen.
Bei der oberen Abbildung nutze ich außerdem so einen kleinen »Servo-Auslöser«: Dies ist ein simpler optischer Auslöser, welcher das Blitzgerät als „Slave“ zum Blitzen bringt, sobald ein „Master“ im Raum gezündet wird. Wenn man also mehr als eine Leuchtquelle benutzt, kann man zur Synchronisierung einfach dieses kleine kostengünstige Hilfsmittel verwenden, wenn man keinen zusätzlichen Funkauslöser besitzt bzw. wenn das Blitzgerät einen solchen nicht integriert hat. Dies funktioniert allerdings nur in kleineren Räumen und auch nur dann, wenn die Lichtzelle nicht verdeckt ist.
Ansonsten nutze ich Funkauslöser zum Auslösen der entfesselten Blitze:
Diese Funkauslösersysteme sind heute relativ günstig erhältlich und ersetzen die alten Stolperfallen (Blitzkabel). Viele moderne Aufsteckblitzgeräte besitzen sogar ein integriertes Funksystem. Diese Systeme sind natürlich alle proprietär bzw. unterschiedliche (von verschiedenen Herstellern) sind nicht untereinander kompatibel.
VBESTLIFE433MHZ 16-Kanal Funk Blitzauslöser Set mit Universal Blitzschuh,1 Sender und 2 Empfängern für, Nikon, Pentax | Neewer FC-16 Mehrkanal 2,4GHz 3-IN-1 drahtlos Blitz / Studio Blitzauslöser mit Fernauslöser | Yongnuo YN622C II Transceiver für Canon (TTL, HSS, 7 Kanäle) Schwarz |
Die günstigsten Funkauslöser sind bereits ausreichend, den Blitz zu entfesseln, sofern man nicht gerade durch dicke Wände oder über weitere Entfernungen auslösen muss. Auf eine TTL-Funktion muss man verzichten - aber diese wird beim manuellen Blitzen ja ohnehin deaktiviert. | Preiswerter aber zuverlässiger Funkauslöser für manuelles Blitzen. Das Set beinhaltet einen Sender und einen Empfänger. Der Sender wird auf die Kamera gesteckt (Blitzschuh mit Mittenpin) und der Empfänger je unter das Blitzgerät. Dies ist eine günstige Partie, an ein qualitativ gutes Auslöseset zu kommen. | TTL-Funkauslöser (für Canon oder Nikon).: Diese Geräte sind teurer als manuelle Auslöser, da sie auch die Messdaten der Kamera an den Blitz übertragen und dieser die Lichtleistung daraufhin automatisch regelt. Außerdem kann bei schnellen Zeiten (HSS) geblitzt werden. |
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Als Student begann ich damals mit folgender Lösung das Licht meines Blitzgerätes wesentlich weicher zu machen:
Dies ist das Innenteil eines 5-in-1-Faltreflektors. Man kann diesen riesigen Diffusor (meiner misst im Durchmesser über einen Meter) einfach an einem Stativ befestigen und von hinten durchblitzen. Es empfiehlt sich hierbei zur Fixierung eine Klammer oder ähnliches, da sich der Diffusor stets zu drehen beginnt. Bei Wind funktioniert dies sowieso nicht. Aber wer bereits solch einen Reflektor mit transparentem Innenteil besitzt, kann damit ohne Investitionen schon ganz ähnliche Dinge erreichen wie bei einer Softbox.
Es gibt noch zwei weitere typische Lichtformer in der Fotografie: Der »Standard-Reflektor« besteht lediglich aus einer Art rundem Kegel und erzeugt ein rundes – aber weiterhin hartes – Licht. Die Leuchtfläche vergrößert sich hierbei ja nicht.
Den s. g. »Snoot« kann man sich für das Blitzgerät aus Strohhalmen sogar selber bauen. Ähnlich wie bei dem oben kurz angesprochenen »Wabengitter«, wird hierbei eine Streuung des Lichtes enorm verringert. Es wird ein harter Lichtstrahl provoziert, welcher in der Praxis meist als stark gerichtetes, punktuell zu verwendendes Haarlicht eingesetzt wird.
Kurzum: Auch für die kleinen Aufsteck-Blitzgeräte besteht die Möglichkeit, deren hartes Licht durch diverse Lichtformer in ein voluminöses bzw. weiches umzuformen. Der Handel bietet hierfür diverse Möglichkeiten und schwere bzw. teure Studio-Blitzanlagen sind häufig gar nicht nötig.